Personalisierung durch Gendiagnostik?
Es ist „common sense“ in der ernährungsmedizinischen und -wissenschaftlichen Gemeinschaft, dass erfolgreiche und nachhaltige Ernährungsstrategien personalisiert werden müssen. Das bedeutet, dass eine Ernährungsempfehlung auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden müssen, damit diese zum einen auch umgesetzt werden können und zum anderen auch die gewünschten Ziele ermöglichen. Jeder hat einen anderen Lebensstil und andere Gewohnheiten, aber auch einen ganz individuellen Stoffwechsel. Das gilt im Präventionskontext, also solange eine Ernährung Gesundheit bewahren und Krankheiten verhindern soll, als auch, wenn Ernährung als Therapie gegen bestehende Erkrankungen eingesetzt werden soll. Kurzum, die Zeit der pauschalen und für alle geltenden Ernährungsempfehlungen ist vorbei und die Ära der durch Personalisierung verbesserte Ernährungsempfehlungen hat begonnen.
Haben unsere Gene Einfluss auf unser Körpergewicht?
In einem Artikel von Christine Reimers und Dr. Christina Holzapfel, erschienen in der DGE Info vom Oktober 2018, wird auf den aktuellen Stand der Forschung zu Personalisierung von Ernährungsempfehlungen zur Gewichtsreduktion durch Genanalysen eingegangen.
Der Artikel beschreibt sehr schön wie der aktuelle Stand der Wissenschaft über den Einfluss der Gene auf das Gewicht ist und wie Gene den Abnehmerfolg beeinflussen. Am bekanntesten ist das FTO-Gen, hier führen Mutationen der Gene zu einem erhöhten Körpergewicht. Es sind insgesamt über 500 Genveränderungen bekannt, die einen Einfluss auf das Körpergewicht haben können. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zu der Frage, ob diese Veränderungen auch den Abnehmerfolg beeinflussen, kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Unterm Strich kommen die meisten Studien zu dem Ergebnis, dass Genvarianten, die mit Übergewicht verbunden sind, auf der anderen Seite nicht beeinflussen, ob unter der Ernährungsintervention weniger Gewicht abgenommen werden kann. Zudem zeigen neuere Untersuchungen, dass es kaum Hinweise für einen Zusammenhang zwischen den Genen und einer optimalen Ernährungsweise gibt. Das bedeutet, dass man aktuell nicht mit den Genen erklären kann, ob jemand mehr oder weniger Kohlenhydrate essen sollte. Es wird weiter viel Forschung in diesem Bereich nötig sein, um zu weiteren Erkenntnissen zu kommen.
Genbasierte Ernährung
Eine genbasierte Ernährungsempfehlung verfolgt das Konzept, dass mittels Bestimmung der genetischen Informationen bzw. der Bestimmung bestimmter Genveränderungen eine spezifische Ernährungsweise bestimmt werden kann. Die nehmen auch einige kommerzielle Anbieter auf („direct-to-consumer Gentest“). Die zur Verfügung stehende Forschung zu dieser Frage ist zum Teil im Rahmen der durch die EU geförderten Forschungskonsortiums „food4me“ entstanden (http://www.food4me.org/de/). Celis-Morales et al. haben z.B. 2017 (Int J Epidemiol) berichtet, dass die Hinzunahme einer Genanalyse zu einer Ernährungsempfehlung nicht zu einer höheren Gewichtsabnahme geführt hat. Die Autoren des DGE info Artikels kommen letztlich zu dem Schluss, dass für genbasierte Ernährungsempfehlungen kaum wissenschaftlicher Nachweis existiert und beziehen sich bei dieser Aussage auch auf die Positionierung verschiedener Fachgesellschaften.
In den kommenden Jahren wird im Bereich der Personalisierung von Ernährung viel passieren und spannende Daten publiziert werden. Das MillionFriends-Expertenteam ist überzeugt, dass dabei das Darmmikrobioms als der größte Beeinflusser von Stoffwechselreaktionen zukünftig fester Bestandteil von Personalisierungsstrategien sein wird.
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[1] „Genbasierte Ernährungsempfehlungen zur Gewichtsreduktion“, DGE info, 10/2018, S. 146–149